AfD – Rechtsextrem? Oder nur das neue Gesicht einer alten Angst?
Doch hier beginnt der eigentliche Diskussionspunkt: Wenn eine Partei mit Millionen Wählern als rechtsextrem gilt – was sagt das über die Gesellschaft aus, in der sie so erfolgreich ist?
Ist der Rechtsruck ein Spiegel einer Bevölkerung, die sich im Stich gelassen fühlt? Oder ist das ein leichtfertiger Versuch, ein gefährliches Phänomen zu verharmlosen?
Die AfD ist keine Partei der kleinen Leute mehr. Sie hat sich professionalisiert, radikalisiert und rhetorisch angepasst. Wer glaubt, dass offener Rassismus das einzige Kennzeichen von Rechtsextremismus ist, hat das neue Gesicht des Extremismus noch nicht erkannt: nationalistisch, demokratiefeindlich, anti-europäisch – aber gekleidet im Sakko statt im Springerstiefel.
Und genau da liegt das Problem: Die Einstufung als „rechtsextrem“ mag juristisch korrekt sein – doch politisch könnte sie das Gegenteil bewirken. Opfer-Narrative sind der Treibstoff populistischer Bewegungen. Die AfD wird sich nun umso lauter als Märtyrerin der Meinungsfreiheit inszenieren. Und viele werden ihr zuhören – nicht weil sie recht haben, sondern weil sie sich unverstanden fühlen.
Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet also nicht: "Ist die AfD rechtsextrem?"
Sondern: "Warum scheint das so viele nicht zu stören?"
Ein Verbot der Partei wäre keine Lösung – sondern ein Pflaster auf ein tiefes gesellschaftliches Problem. Wir sollten uns lieber fragen, warum sich der demokratische Diskurs so weit verschoben hat, dass eine solche Partei überhaupt gedeihen konnte.
Was denkst du?
Ist die Einstufung gerechtfertigt oder politisch motiviert? Verteidigt man mit so einem Schritt die Demokratie – oder spielt man der AfD in die Hände?
