So ist Antonio Rüdiger für das DFB-Team untragbar
Am Montag reagierte der DFB in Person von Sportdirektor Rudi Völler. In einer Stellungnahme des DFB wurde der 65-Jährige wie folgt zitiert: „Eine Mannschaft lebt auch von ihren unterschiedlichen Charakteren. Toni ist ein herausragender Fußballer und ein sehr emotionaler Typ, ein Kämpfer auf dem Platz. Das soll er auch bleiben. Aber in diesem Fall haben er und einige Mannschaftskollegen sich von der schon vor dem Spiel extrem aufgeheizten Stimmung, die rund um den Verein unerklärlicherweise schon häufig herrschte, zu sehr anstecken lassen. Das geht nicht. Schon gar nicht als deutscher Nationalspieler. Das muss er ändern. Und das weiß er auch selbst, das zeigt seine öffentliche Reaktion.“
„Toni hat sich bei Julian und mir gemeldet“, berichtet Völler
Völler berichtete von Gesprächen zwischen den Verantwortlichen und Rüdiger. „Toni hat sich gestern bei Julian und mir gemeldet und wir haben länger über die Situation gesprochen. Mit ihm direkt, aber auch intern mit Bernd Neuendorf und Andreas Rettig. Toni ist ein klasse Spieler – aber Klasse muss er als Nationalspieler auch bei seinem Verhalten zeigen. Er fordert zu Recht Respekt für sich ein, diesen Respekt muss er ohne Ausnahme auch anderen entgegenbringen.“ Rüdiger hatte kurz vor dem Ende der Verlängerung des Endspiels gegen den FC Barcelona (2:3) den Schiedsrichter wüst beschimpft und mit einem Gegenstand beworfen. Offenbar handelte es sich dabei um einen Eiswürfel. Der einige Minuten zuvor bereits ausgewechselte Abwehrspieler sah dafür die Rote Karte. Matthäus rechnet mit einer langen Sperre für Rüdiger. „Er war von Sinnen. Er war nicht mehr unter Kontrolle.“
Der 79-malige Nationalspieler hatte sich am Morgen nach der Partie in sozialen Netzwerken gemeldet und Reue gezeigt. „Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten gestern Abend. Es tut mir sehr leid“, schrieb der 32-Jährige. Vor Matthäus hatte auch schon der frühere Nationalspieler Hamann Sanktionen gegen Rüdiger gefordert. „Ich finde, dass ihn der DFB suspendieren sollte. Ich würde ihn zum Endturnier der Nations League nicht einladen und würde ihn für die zwei Spiele weglassen“, hatte Hamann im Sport1-„Doppelpass“ gesagt und wie später auch Matthäus darauf verwiesen, dass Rüdiger sei nicht zum ersten Mal auffällig geworden sei. Ex-Nationaltorwart Janes Lehmann sagt beim TV-Sende WELT: „Natürlich hat Antonio Rüdiger „a kein einwandfreies Verhalten gezeigt. Ich finde aber, so was ist zu entschuldigen; das sind halt Emotionen, die ab und zu mal mit jemandem durchgehen.“
Rüdiger werde ohnehin eine Strafe in Spanien erhalten, daher brauche es wohl keine zusätzliche Sperre durch den DFB: „Man sollte erst mal abwarten, wie lange er dort bestraft wird, ob man ihn dann eben überhaupt noch sperren muss in der Nationalmannschaft, ob es dann überhaupt Sinn macht, für eine gewisse Länge dieser Sperre dann eben auch António Rüdiger einzuladen. Aber da muss man ja jetzt nicht sofort voreilig tätig werden. Er ist unser bester Verteidiger. Und am Ende wollen wir in Amerika bei der WM erfolgreich sein.“
Die Reue folgt am Tag danach
Wenn Rüdiger in der späten Samstagnacht versucht, in Richtung des Schiedsrichters zu stürmen, ist das ein schwer zu ertragendes Bild. Wie lange war er außer Kontrolle? Fünf Minuten, zehn Minuten? Vor allem in diesem Zustand der maximalen Rage. Die Augen weit aufgerissen, den Blick ganz starr auf den Schiedsrichter gerichtet. Rüdiger scheint gar nicht wahrzunehmen, mit wie viel Kraft er zurückgehalten werden muss. Dass er dann offenbar auch noch Worte wie "Missgeburt" und "Hurensohn" schreit, macht ihn eigentlich untragbar.
Am Morgen danach zeigte Rüdiger dann späte Reue. "Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten gestern Abend. Es tut mir sehr leid", schrieb er in den sozialen Medien. Er bat den Schiedsrichter und alle, die er enttäuscht habe, um Verzeihung. Das ist ein erster Schritt, aber reicht das? Nein, weil es eben kein singuläres Ereignis war. Rüdiger muss sich selbst bändigen können.
Der DFB kann den Fall so nicht stehen lassen. Und er sollte einen Fehler nicht wiederholen, den der FC Bayern einst gemacht hat. Dort stand Nagelsmann häufiger alleine im Wind, wenn es darum ging, brisante Themen in der Pandemie zu moderieren. Er kann das, aber ein Wort von oben würde ihm sehr helfen. Sportlich ist Rüdiger klar gesetzt. Seine Erfahrung hilft dem Team auf dem Weg zum WM-Titel 2026, seine Führungsstärke. Aber wenn er immer häufiger "unkontrollierbar" wird, vor allem in Spielen mit großen Emotionen, wie will der DFB, dem die Vorbildfunktion seiner Spieler, die Übernahme von Verantwortung und der Begriff "Respekt" ja sehr wichtig sind, dann das Festhalten an seinem Abwehrchef begründen? Der kann jetzt nur noch auf Bewährung spielen, ein letztes Mal.
Schon eine Strafe nach einem Ausraster auf Bewährung
Wegen einer Kopf-ab-Geste im Achtelfinale der Champions League gegen Atlético Madrid war er Anfang des Monats erst von der Uefa bestraft worden. Neben einer Sperre von einem Spiel – ausgesetzt auf Bewährung auf ein Jahr - musste er eine Geldstrafe von 40.000 Euro zahlen.

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